mit Keren Cutter, Shahryar Nashat, Benedicte Glydenstierne Sehested, Daniel Topka, Anna Uddenberg, Bri Williams
kuratiert von Julia Hegi und Antonia Rebekka Trunninger (Saaltext / PDF)
15. Juni – 16. Oktober 2022
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.00 – 18.00 Uhr
Performance / Künstlergepräch mit Alexandra Bachzetsis, Samstag 3. September 16.00 – 18.00 Uhr
KUNSTFORUM BALOISE, Aeschengraben 33, Basel
«Who can hear the monster speak?» findet ihren Anfang im Körper – oder: Dem Blick auf dem Körper. Dies ist ein Blick,
der sich fast unmerklich, aber doch bestimmt, über die Haut legt, um so den Körper seiner ständigen Beurteilung zu
unterwerfen. Die Frage danach, welche Körper von wessen Blicken beobachtet werden, bleibt hier jedoch ungeklärt.
«Who can hear the monster speak?» verwickelt ihre Protagonist*innen in einen Dialog des Schauens, wobei Körper hervorgebracht
werden, die sowohl Subjekt als auch Objekt der Betrachtung sind. Körper, die betrachten und betrachtet
werden, sind auch Körper, die begehren und begehrt werden. Akteur*innen finden sich – wenn auch nur für einen kurzen
Augenblick – im intimen Austausch, der aber ebenso schnell in ein Gefühl der Entfremdung umschlägt. Denn das Unverständnis
dessen, was das Gegenüber denkt oder fühlt, schafft einen distanzierten Blick. Dies ist auch ein Blick, der den
anderen Körper als solchen – den Anderen, den Betrachteten, den Begehrten – bestimmt. Der Körper und der andere
Körper stehen sich gegenüber:
«Who can hear the monster speak?» findet den Anfang im anderen Körper – oder: Dem monströsen Körper. Denjenigen
Körpern, die jeweils eine, und nur eine, Position innerhalb eines binären Systems markieren, werden diejenigen Körper
entgegengesetzt, die an den Rändern heteronormativer Vorstellungen angesiedelt sind: ‘The monster is one who lives in
transition. One whose face, body and behaviours cannot yet be considered true in a predetermined regime of knowledge
and power.’ (Can the Monster Speak?, Paul B. Preciado, London 2021, S. 35)
So findet «Who can hear the monster speak?» ihren Anfang auch im monströsen Körper – oder seiner Stimme, die an ihre
physische Manifestation im Körper gebunden ist. Aber Stimme Besitzen setzt Stimme Hören voraus. In dieser Übersetzung
– einem kollektiven Akt des Hörens oder Nicht-Hörens – liegt die Etablierung des vermeintlich stimmlosen und
unbestimmten Körpers. Aus der Warte eines still gelegten, monströsen Körpers spricht der spanische Philosoph und Theoretiker
Paul B. Preciado zu allen nicht-monströsen Körpern:
‘Why is it, my beloved binary friends, that you are convinced that only subalterns possess an identity? Why are
you convinced that only Muslims, Jews, queers, lesbians, trans folk, people who live in the banlieues, migrants
and Blacks have an identity? Do you therefore believe that you – the normal, the hegemonic, the bourgeois white
psychoanalysts, the binary, the patriarchal-colonials have no identity?’
Can the Monster Speak?, Paul B. Preciado, London 2021, S. 32
«Who can hear the monster speak?» findet ihren Anfang in einem Körper, der das Bild seiner selbst – wenn auch nur für
einen kurzen Moment – im Spiegel erhascht, unsicher, welcher Blick es ist, der dem Körper hier entgegengehalten wird.
Und am Ende zeigt sich ein Körper, der in der fortlaufenden Veränderung begriffen wird. Dieser Körper ist ebenso monströs
wie nicht-monströs.
Julia Hegi und Antonia Rebekka Truninger